Fundstück: Das Syndikus-Syndikat (Stand: 02/2004)




Beim stöbern bin ich auf sehr umfangreiche Analysen und Auswertungen aus früheren Dialerzeiten rund um den damaligen Kanzlei-Sozius von Herrn Rechtsanwalt Günter Freiherr von Gravenreuth (Rechtsanwalt Bernhard Syndikus) aufmerksam geworden. In den Berichten finden sich auch viele Einblicke und Schlüssel zum System der heutigen Abofallen:

13.02.2004 / Das Syndikus-Syndikat Teil I / Prolog

 

Gravenreuths Kanzleipartner Syndikus ist nebenberuflich in erheblichem Umfang im Dialer- und Online-Sexgeschäft tätig. Nicht nur beratend als Anwalt, sondern vor allem als Anbieter entsprechender eigener Dienstleistungen und Produkte. Nachfolgend versuche ich in einer vorerst auf drei Teile angelegten Artikelserie das weitreichende Netzwerk der Syndikus-Dialer-Tätigkeit anzuskizzieren. Dabei kann ich mit meinen Recherchemitteln allerdings nur an der Oberfläche kratzen. Im ersten Teil lade ich Sie auf eine Reise auf diverse Dialer-Seiten ein, die unmittelbar von Syndikus angeboten werden. Im zweiten Teil entführe ich Sie in die Welt der fortgeschrittenen Dialer-Platzierung durch manipulierte Suchmaschinen. Diese Arbeit wird von Gravenreuth/Syndikus-Mandanten besorgt, Syndikus verdient als Anbieter der Dialer unmittelbar an diesen Tätigkeiten und die Kanzlei Gravenreuth verdient unmittelbar bei der Verteidigung der Kunden gegen die Konkurrenz. Im dritten Teil untersuchen wir den Komplex der sog. Eselseiten, die in den letzen Wochen besonders für Medien-Reaktionen gesorgt haben. In der Artikelserie mache ich nichts anderes, als durch verschiedene Webseiten zu surfen und das Vorgefundene zu beschreiben. Alles Geschilderte kann unmittelbar durch eigenes Surfen oder whois-Recherchen nachgeprüft werden, ich verwende keinerlei internen oder spekulativen Quellen, sondern ausschließlich Informationen, die für jedermann mit Internetzugang direkt nachvollziehbar sind. Nach Abschluß der Artikelserie werde ich die Ergebnisse in einem Epilog persönlich wertend zusammenfassen. Da es zur Natur der Dialer-Seiten gehört, dass sich diese andauernd verändern, habe ich die geschilderten Zustände der einzelnen Sites zum Zeitpunkt der Recherche jeweils von einem Zeugen sichten und als Screenshots sichern lassen. Die Artikel geben jeweils das Datum des beschriebenen Zustands an. Ich bedanke mich ich an dieser Stelle bei den betreffenden Personen für die Unterstützung bei dieser mühseligen Arbeit.

Lehnen Sie sich nun entspannt zurück und surfen Sie mit mir — ohne Risiko — durch den lernäischen Sumpf der Dialer.

13.02.2004 / Versuch einer ersten Annäherung

 

Fangen wir bei der Kanzlei an. Kanzlei Gravenreuth & Syndikus, Schwanthaler Straße 3 in München. Der Kanzleipartner Bernhard Syndikus (nachfolgend kurz Syndikus), hat noch ein paar nicht-anwaltliche Nebenjobs. Zum Beispiel ist er Geschäftsführer einer Firma mit dem vielsagenden Namen „consiliere new media gmbh“ (nachfolgend kurz Consiliere). Diese Firma hat auch eine Homepage, www.consiliere.com/.de, allerdings gänzlich ohne Inhalt. Und ohne Impressum. Domaininhaber ist für beide Frank Duempelmann (nachfolgend kurz Dümpelmann) in 58300 Wetter, nähe Bochum. Admin-C der .com-Adresse ist Syndikus, Admin-C der .de-Adresse Dümpelmann. Was macht diese Syndikus-Firma? Da die Firma selber auf der Homepage keinerlei Auskünfte oder Kontaktmöglichkeiten bereit stellt, müssen wir woanders suchen.

Nehmen wir einen anderen Krakenarm auf. MMSmatrix. Homepage unter www.mms-matrix.de/.com/.net/.org/.ch. Alle Domains eingetragen auf Syndikus persönlich oder Consiliere. Diese Seite hat auch ein Impressum, immerhin. Und da können wir nun Näheres über Consiliere erfahren, etwa dass Syndikus, der ja eigentlich Anwalt in München ist, auch Geschäftsführer der 568 Kilometer entfernten Firma in Wetter ist. Und dass diese Firma von der Kanzlei Gravenreuth & Syndikus rechtlich betreut wird. MMSmatrix ist also ein Projekt der Consiliere — schauen wir uns das Angebot an, dann lernen wir was über Consiliere. Auf MMSmatrix kann man Bildchen und Logos aufs Handy laden, Preise sind angegeben, maximal knapp 4 Euro kostet ein Bildchen, das ist nicht günstig aber wie man in Bayern sagt: „d’Katz mog d’Meis, I mogs net“. Dann gibt es Handy-Spiele, maximal knapp 6 Euro pro Spiel, das ist ok. Das Angebot ist reichhaltig und Consiliere wirbt damit, dass der Bezug ohne Dialer und ohne 0190er-Nummer funktioniert.

Und dann gibts noch was bei MMSmatrix. Ein kostenloses Partnerprogramm. Das sieht so aus: man kann eigene Handy-Bildchen erstellen, wenn die über MMSmatrix verkauft werden, bekommt man pro Deal 0,15 Euro. Und die besten Bilder werden sogar in der BRAVO veröffentlicht! Außerdem bekommt man nach Anmeldung einen eigenen Webmasterbereich mit Hilfsmitteln um MMSmatrix zu bewerben. Wenn man als Vermittler tätig wird, bekommt man Provision pro verschachertem Logo/Bildchen/Spiel. Das klingt super. Wo kann ich mich anmelden? Ah hier ist ein Link, der führt mich zu einer Anmeldeseite bei einer Firma „Global Netcom Telekommunikationsdienste“ (nachfolgend kurz GlobalNetcom).

Wieso ist denn das Partnerprogramm nun wieder bei einer anderen Firma? Blöderweise ist kein Impressum auf der Anmeldeseite, aber ich bin ja ein Internetfuchs und verändere die URL „http://anmelden.global-netcom.de/?pid=mms-10000“ einfach mal auf „www.global-netcom.de“. Ah, das schaut aber professionell aus, fast wie auf der Vodafone-Homepage. Ein Impressums-Knopf ist nicht zu finden, aber ich bin des Englischen mächtig und versuche es mal unter „Company“. Öha, die kenn ich doch: Geschäftsführer Bernhard Syndikus. Dieselbe Adresse wie Consiliere in Wetter, die Telefonnummer ist auch gleich, nur dass hier ein Hinweis steht, dass die Firma nur für 0,12 Euro pro Minute kontaktiert werden kann. Wie hängt denn das nun alles zusammen? Das Impressum gibt Auskunft: “ Alle auf GlobalNetcom benannten Firmen sind rechtlich von einander unabhängig. Ein etwaig gemeinsamer Zusatz “ GlobalNetcom “ stellt ein Corporate Identity für die rechtlich getrennte, jedoch unter Nutzung von Synergieeffekten in Raumunion & Werbeunion auftretende Telekommunikations- und/oder Werbegemeinschaft dar.“ Das klingt ziemlich kompliziert. Und auch ziemlich wischi-waschi. Aber ich bin ja auch kein Markenexperte sondern bei GlobalNetcom nur Anwärter für das Partnerprogramm von MMSmatrix, welches ein Consiliere-Projekt ist.

Gut, dass ich erstmal das Impressum aufgerufen habe, denn es gibt auch allgemeine Geschäftsbedingungen bei der GlobalNetcom. Die waren irgendwie im Anmeldefenster des Partnerprogramms nicht zu sehen. Und die AGBs sind sehr lang. Sehr lang. Und vieles verstehe ich gar nicht. Ich wollte doch nur Handy-Logos vermitteln. Jetzt stehen da Aufsätze über Mehrwertdienste, Servicenummern-Portierung, durchwahlfähig gemachte Stammnummern, dass „während einer Anwendung mind. 40% der generierten Anrufe an den Zielanschlüssen abgefragt werden“, Verhaltenskodexe bei 0190-Rufnummern, Pflichten bei Flirt-, Chat- und Erotiklines, und so geht es seitenweise weiter bis schließlich zur Einwilligung, dass GlobalNetcom Auskünfte über mich bei der SCHUFA einholt. Schluck! Ist doch nicht so einfach wie es am Anfang aussah. Ich glaube, die Anmeldung verschiebe ich erst mal und seh mich noch etwas genauer bei GlobalNetcom um. Was man da alles kann. Z.B. 0180er- oder 0190er-Nummern anmieten. Dann gibts Call-Center- und Ansage-Dienste für Unternehmen, Handy-Zeugs und Erotic Lines („Spiel Dich sexy. […] GlobalNetcom der Anbieter mit dem gewissen Etwas.“). Jetzt kapier ichs langsam. GlobalNetcom bietet alles an, was man braucht, um kostenpflichtige Telefondienste anzubieten. Von der Service-Hotline bis zum „Ruf! Mich! An!“-Dienst kann man alles bei GlobalNetcom mieten und offensichtlich ein Schweinegeld verdienen. Man muss nur ein paar persönliche Angaben machen („Jetzt anmelden!“ blinkt die ganze Zeit oben links im Fenster), die AGBs akzeptieren (in denen sich GlobalNetcom pauschal von allen Machenschaften der Kundschaft distanziert) und los gehts. Das sieht alles sehr seriös und groß aus, erstaunlich was man so nebenbei von München alles in Wetter bewegen kann, als Anwalts-Geschäftsführer. Global-netcom.de ist auf Global Netcom GmbH/Syndikus eingetragen, global-netcom.com ist auf Consiliere eingetragen (wenn die mal nicht durcheinander kommen!).

Jetzt zaubere ich eine neue Domain aus dem Hut: www.sendman.de/.net/.org. Sendman schaut wahnsinnig international aus. Gleich 16 Länderflaggen laden auf der Startseite internationale Besucher ein: „Klicke auf Dein Land!“. Aber jede Flagge liefert nur einen Dialog, den ich mit „OK“ quittieren soll. ALARM! „OK steht für Organisierte Kriminalität“, hat mir mein Internet-Sicherheits-Berater als Eselsbrücke eingeschärft. Wenn ich irgendwo „OK“ im Browser eingeben soll, wird sofort ein Dialer auf meinen Rechner geladen. Also lieber erst mal Finger davon lassen. Was gibts noch? Klingeltöne, Wallpapers, Betreiberlogos, Bands, Bildmitteilungen, Gruppenlogos, SMS, Farbige Hintergrundbilder, MMS, Farblogos, Super MMS, Java-Rollenspiele, Plug-Ins, Super Starmotive, Spiele, DIE Chart-Melodien, Bildschirmschoner, Logos und Java-Games kann man anklicken, bekommt aber leider nur denselben Dialer-Download-Dialog. Auto, Comic, Diverses, Anonyme SMS, Erotik, Horror, Kiffen, Liebeskummer, Tuerkisches, Toolz heissen andernorts auf der Seite die klickbaren Schlagwörter — und führen lediglich nur zum Dialer-Download-Dialog. Nur zwei Wörter auf der ganzen Sendman-Seite führen nicht zum Dialer-Download: „Impressum“ und „Webmaster$$$“. Also Blick ins Impressum. Siehe da — alte Bekannte: ein Projekt der Consiliere, Geschäftsführer Bernhard Syndikus, bekannte Adresse in Wetter, rechtliche Betreuung Frhr. v. Gravenreuth. Aha, und von der Impressums-Seite aus kann man auch was klicken ohne gleich den Dialer-Download zu kriegen. Da gibts alles was es auch bei MMSmatrix gibt: Handylogos, Klingeltöne, SMS-Texte und ein paar Sex-MMS-Bildchen, bei den Bildchen steht sogar ein Copyright-Vermerk von MMSmatrix drin. Ja aber wieso noch eine Seite, wenn da das Gleiche angeboten wird wie bei MMSmatrix? Ein bisschen ist doch anders bei Sendman. Es gibt hier im Gegensatz zu MMSmatrix drei Varianten, wie die Bildchen bezahlt werden können (aber nur über die Impressums-Seite). Da gibt es wieder den Abruf per SMS mit einer klaren Preisangabe (knapp 4,- Euro) und dann gibts noch die „Schnell und anonym“-Methode und die telefonische Bestellung für DSL User jeweils ohne Preisangabe (d.h. da gibts schon eine Preisangabe, aber die steht vollkommen woanders auf der Seite und ist nur schwer zu entdecken). Was ist denn eine telefonische Bestellung für DSL User? Mal anklicken. Hoppla, ich soll eine 0190-Nummer anrufen, kostet — wenn man genau hinsieht — 1,86 Euro pro Minute (der T4 Höchstsatz). Komischerweise lädt die Seite dauernd neu, und man kann nicht mehr im Browser zurückblättern. HILFE! (Keine Sorge, das war nur eine Dramatisierung von mir, von so kleinen Tricks lasse ich mich noch nicht ins Bockshorn jagen).

Also, dann testen wir noch die „Schnell und anonym“-Variante. Hier ich soll ich zur Abwechslung mal „OK“ eintippen. Keine Info was dann passiert und was das kosten wird, das Wort Dialer taucht auch nicht auf. Lediglich der beruhigende Hinweis, dass ich nur den Anweisungen folgen muss. Laden wir den Dialer mal runter, und unterziehen ihn einer forensischen Analyse. Oh je, der Dialer ist ja wieder von einer anderen Firma, die wir aber schon kennen: GlobalNetcom, Geschäftsführer Syndikus. Die vermieten wohl auch Dialer? Steht gar nicht als Produkt auf der GlobalNetcom-Seite drauf, aber das Motto lautet ja auch „der Anbieter mit dem gewissen Etwas“. Irgendwie scheinen die eh das Wort „Dialer“ zu meiden wie der Teufel das Weihwasser. Auch beim sendman-Dialer werden Kosten von 1,86 Euro pro Minute fällig. Raffiniert ist hier, dass man voll für die Zeit blecht, also nicht nur für die reine Download-Zeit des gewünschten Handy-Logos sondern auch die Zeit, die man sich durch die angebotenen 40.000 Logos durchblättert. So jetzt noch ein Blick auf die „Webmaster$$$-Seite. Die führt mich zum Sendman-Partnerprogramm, nur noch den Anmelde-Knopf drücken und — ich bin wieder beim GlobalNetcom-Anmeldefenster (ohne AGBs). Irgendwie dreh ich mich Kreis (und mir ist schon ganz schwindlig).

Aber was ich hier beschreibe ist von flüchtiger Natur. Wenn Sie dreimal hintereinander die Sendman-Seite besuchen sollten, wird sie vielleicht dreimal vollkommen unterschiedlich aussehen. Dafür sorgen sogenannte Vorschaltseiten. Konstant bleibt nur, dass jeglicher Klick zum Dialer-Download führt (auch wenn Sie den „Kontakt“-Knopf drücken), nur Impressum führt zum Impressum und Webmaster führt zum GlobalNetcom-Partnerprogramm.

Da gibts noch weitere Domains, auf die wir in dieser Reise nicht alle eingehen können. Bei www.smsfake.de (Consiliere/Syndikus) z.B. gabs früher mal den Spezialdienst, SMS-Mitteilungen mit gefälschten Absendern zu verschicken. Das ist nicht so ganz legal und jetzt verweist die Domain nur noch zur Sendman-Startseite, genau wie www.smsflash.de (Consiliere/Dümpelmann).

Nur so aus Neugierde klicke ich vom Sendman-Impressum zur Masta-D Mediadesign in Berlin, die machen das Webdesign für die Sendman-Seite. Das ist nun mal wirklich eine edle Seite! Webdesign professionell, beruhigende Klänge, anspruchsvolle Flash-Animation. Und Consiliere neben anderen grossen Namen in der Kundenliste. Da gibts dann noch einen Ableger von Masta, das ist www.pornodesign.de. Da werden ganz edle Sexseiten designed, Motto: „jajaja gibs mir!“. Und die haben eine richtig lange Referenzliste von Sexdesign-Projekten. Die kann ich zwar aus Zeitgründen nicht alle systematisch durchgehen, aber man kann Stichproben anschauen. Zum Beispiel www.sexstudio24.de. Die haben einen deutschsprachigen Inhalt, aber kein Impressum und keinen Jugendschutzbeauftragten. Dafür gibts einen Dialer und — Preisfrage — einen Webmaster-Knopf. Der führt — Preisfrage — zur Partnerprogramm-Anmeldungsseite der GlobalNetcom, Geschäftsführer Syndikus. Und der Dialer? Das ist der Sexstudio24-Dialer, © 2003 by GlobalNetcom, Geschäftsführer Syndikus. Betreiber von Sexstudio24.com ist die Maxasale Est. & Co. KG (nachfolgend kurz Maxasale). Maxasale ist schon fast ein Klischee: eine Liechtensteiner Firma mit Niederlassung in Zug in der Zentralschweiz. Wenn Sie nicht verstehen, warum diese Konstellation interessant ist, dann fragen Sie mal Ihren Steuerberater. Zwar mangelt es Maxasale an einer Telefonnummer, aber nicht an Arroganz: „Durch über 50 lukrative laufende Sites ohne Fehlschlag in den letzten Jahren sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass wir uns unsere Kunden aussuchen können. Entscheiden wir uns, Sie als Kunden zu betreuen, führen wir Sie zum Erfolg oder verzichten auf Bezahlung.“ Starke Worte — Maxasale merken wir uns auf alle Fälle mal.

Die Stichproben der pornodesign.de-Kunden mache ich nicht völlig blind. Schon Ende 2000 war ja bekannt geworden, dass Syndikus im Besitz der Domains „www.singels.at“ und „www.single-treff24.de“ war, zwei Vorschaltseiten die ohne eigenen Inhalt erst zu einer Hamburger Kontaktagentur und ab Dezember 2000 dann zur Seite www.sex24.tv des Gravenreuth-Mandanten F. M. weiterleiteten und darüber am Sexprovisions-System des Hardcore-Dienstes „inet-cash“ teilnahmen. Damals belehrte Syndikus die Öffentlichkeit, dass er die Seiten nur treuhänderisch für einen Kunden gehalten habe und der Provider bei der Konnektierung geschlampt habe — er selber habe mit der Porno-Provisionierung nichts zu tun. Tatsächlich zogen die Domains wenig später auf zwei andere Inhaber um, deren Domain-Liste zwei Häufungen aufwies: „single“ und „24“. Und diese Begriffe verwende ich als Leitfaden für die Stichproben bei Pornodesign.de.

So liefert uns Pornodesign.de noch mehrere Sexseiten, die direkt von Syndikus betrieben werden. Zum Beispiel www.boystudio24.de/.com. Diese Schwulen-Sexseite wird laut Impressum von Consiliere direkt betrieben, wenn auch hier Dümpelmann als Geschäftsführer (wer isses denn nun — beide?) und Admin-C genannt wird. „schwänze, junge gays, teengays, wichsengay, onanieren, wichsende schwänze, ejakulier, hardcorefisting, gangbang, cumshot und analhardcore“ werden uns hier von Syndikus‘ Firma versprochen, wie gehabt verbirgt sich hinter allen Schaltflächen aber nur der Dialer-Download (diesmal für den Boystudio24-Dialer), der direkt von der GlobalNetcom-Homepage erfolgt und 1,86 Euro die Minute verlangt. Auch der obligatorische Webmaster-Link fehlt nicht und führt wie erwartet zum Partnerprogramm von GlobalNetcom.

Eine Altersprüfung, wie sie auch für einfache pornografische Inhalte gesetzlich vorgeschrieben ist, habe ich jetzt irgendwie bei den vorgenannten Seiten noch nicht finden können und das hat mich erstaunt, denn Syndikus ist u.a. auch Jugendschutzbeauftragter der www.18start.de — eines Online-Dienstes, der kostenlose (!) Altersüberprüfung für jugendgefährdende Webangebote anbietet und zufälligerweise auch von der Kanzlei Gravenreuth rechtlich betreut wird. Das Problem hierbei ist, dass der angebotene Dienst lediglich die Ausweis-/Passnummer prüft und das ist nach Aussage von Jugendschützer Wolf-Dieter Ring nach geltendem Recht unzulässig [Focus 42/2003 S. 152], weil kinderleicht zu fälschen. Sollte die betreuende Kanzlei eigentlich wissen, aber die Webseite von 18start.de wurde scheint’s auch seit 2002 nicht mehr angefasst und die Gesetze haben sich ja erst vor kurzem geändert. 18start.de werden wir mal vormerken und in unserem Karibikurlaub (Teil 3) noch einmal besuchen. Es kann aber natürlich auch alles in Ordnung sein, vielleicht kommt die Altersprüfung ja erst unmittelbar bei der Einwahl? Unter Umständen befinden sich überhaupt keine jugendgefährdenden Inhalte hinter „hardcorefisting“ und „analhardcore“. An diese Untiefe getraue ich mich nämlich auf unserer Reise nicht heran. Zu Recherchezwecken Syndikus-Dialer benutzen – das mag mein verzagtes Seefahrer-Herz nicht wagen. Aber so viel sei gerechterweise festgestellt: die Dialer, wenn einmal gestartet, zeigen die gesetzlich vorgeschriebenen Informationen (so vage wie es die Auslegung der Vorschriften eben zulässt) und man muss bis zur Verbindung noch zweimal „OK“ klicken. Natürlich zielen die Dialer darauf ab, möglichst Unbefangene zur Einwahl zur verleiten (denn niemals finden Sie einen einfachen Satz wie „Mit der Eingabe von OK stellen Sie über einen kostenpflichtigen Dialer eine Verbindung mit dem Server von XXX her. Dabei fallen minütlich 1,86 Euro an Gebühren an, maximal 30 Euro pro Einwahl. Wollen Sie das wirklich?“ – warum eigentlich nicht?), aber als einigermaßen aufgeweckter Internet-Anwender hat man eine reale Chance den Dialer zu vermeiden.

Interessanter und komplexer wirds bei www.kontaktstudio24.de/.com. Die Startseite zeigt einen Copyright-Vermerk der Consiliere. Auch die Domain ist auf Consiliere eingetragen, aber aufgemerkt: der Admin-C der .de-Domain und das Impressum lauten auf die Maxasale, unsere Liechtensteiner Firma mit Niederlassung im Steuerparadies Zug. Gehostet wird allerdings in Frankfurt. Ich denke, es ist nicht angebracht hierüber wilde Spekulationen abzulassen, der Leser möge seine eigenen Schlüsse ziehen. Natürlich gibts auch hier einen Dialer (Kontaktstudio24-Dialer). Der Dialer stammt von GlobalNetcom, im Dialer steht Maxasale als verantwortlich drin, der Vertragstext enthält aber noch Textbausteine von GlobalNetcom. Zu guter Letzt geht der Partnerprogramm-Link an die Konkurrenz von GlobalNetcom, nämlich zum Stardialer-Programm von Mainpean. Ein Mords-Kuddelmuddel. Ich frage mich, ob es EINEN Anwender gibt, der den Kontaktstudio24-Dialer freiwillig und bewußt nutzt und korrekt benennen kann, mit wem er dabei einen Vertrag geschlossen hat.

Haben Sie jetzt schon den Überblick über die Aktivitäten unseres umtriebigen und geschäftstüchtigen Anwalt verloren? Das wäre schade, denn mit diesem Ausflug in die bunte Welt der Sex-Dialer habe ich noch nicht einmal ein Viertel der mir bekannten Nebenerwerbsaktivitäten des Syndikus dargestellt und ich sehe sowieso nur die Spitze des Eisberges – die meisten Domains sind ja reine Zufallsfunde. Begleiten Sie mich daher im 2. Teil auf eine weitere Reise, in der ich Ihnen zeige, wie man wirksam Suchmaschinen zumüllt und dadurch Dialer an den Mann (und das Kind) bringt. Keine Angst, wir können uns nicht verirren, denn welche Abwege wir auch beschreiten, wir werden zuverlässig immer wieder im Heimathafen der uns nun schon so vertraut gewordenen GlobalNetcom landen. Halten Sie durch, im Dritten Teil unserer Syndikus-Exkursionen gibts zur Belohnung einen Segeltörn in die Karibik mit Tagesausritt auf einem Esel!

21.02.2004 / Das Syndikus-Syndikat Teil 2 / Die hohe Kunst des Suma-Spams

 

Eigentlich hat Günther Etlinger aus München alles richtig gemacht, als er mit einer Firma für Video- und DVD-Produktionen den Weg in die Selbständigkeit wagte. Er hat sich einen griffigen, freien Firmennamen ausgedacht, hat diesen beim DPMA als Marke angemeldet, die passende Domain dafür reserviert, einen ansprechenden Webauftritt (mit umfangreichem Impressum) eingerichtet und die Seite in verschiedenen Suchmaschinen registriert. Deshalb wundert er sich nicht schlecht, dass bei Suchanfragen mit dem Suchwort seiner Firmenmarke (myvideomedia) stetig bis zu einem Dutzend anderer Seiten vor seiner eigenen gelistet werden. Noch mehr wundert er sich, als er diese höher eingestuften Treffer aufsucht und feststellt, dass diese nichts mit myvideomedia zu tun haben, dass man dort aber mit einem unvorsichtigen Tastendruck einen Dialer einfängt (ohne Ankündigung irgendwelcher Kosten vor oder beim Download). Die Vorstellung, dass ein Kunde bei der Suche nach seinem Geschäft unwissentlich in die Kostenfalle geraten kann, gefällt Herrn Etlinger gar nicht. Die Suche nach den Hintergründen führt ihn geradewegs in die gefährlichen Gewässer der Suchmaschinen-Spammer. Folgen wir in seinem Kielwasser:

Die Eingabe von myvideomedia als Suchbegriff in der Google-Suchmaschine liefert während unserer Reise am 22.2.2004 an dritter Stelle einen Link auf eine Webseite unter der Adresse „http://p2p-filesharing.bxz.de/b2b-Filesharing/353.html“. Folgt man dem Link, gelangt man auf eine Webseite, die unter der Überschrift „P2P Filesharing“ verspricht: „Hier findet Ihr alle aktuellen Filesharing Clients mit denen Ihr Euch das Downloadleben versüssen könnt.“. Ein echter Seebär findet auf der Seite aber noch anderes, nämlich Text, der in der Farbe des Hintergrunds eingefärbt und deshalb unsichtbar ist. Und da steht dann u.a. „myvideomedia vertrieb dvd film“ und dieser unsichtbare Text ist auch verantwortlich dafür, dass diese Seite von Google unter dem Suchbegriff myvideomedia gefunden wird. Ansonsten gibts auf der Seite lediglich noch einen „Enter“-Knopf, welcher, wenn gedrückt – auf die Domain „www.p2p.tm“ umleitet, und hier führt jeglicher Mausklick zum Dialer-Download-Dialog („Zugangsassistent für P2P — geben Sie OK ein“). Höchste Zeit, einen Blick auf die Verantwortlichen zu werfen.

„p2p-filesharing.bxz.de“ ist eine Unterdomain von www.bxz.de. Als Domaininhaber und Admin-C fungiert ein Herold Smith mit New Yorker Anschrift und damit verstösst diese Domain schon mal gegen die DENIC-Registrierungs-Richtlinien. Sucht man die Seite auf, landet man aber nicht jenseits des Atlantik, sondern bei der Österreichischen Haddad Webdesign KEG in Wien. Wir wissen nicht, an wen Claude Haddad (oder Herold Smith) die Unterdomain p2p-filesharing vermietet haben, aber alle mir bekannten Seiten dieses Unterdomains leiten zur Domain www.p2p.tm, das ist die Dialer-Download-Seite. Und diese Domain gehört einer „hyro-mediaservice e.K.“ in Schwäbisch-Gmünd, Geschäftsführer Jörg Dudzinski aus Düsseldorf. Bevor wir Herrn Dudzinski näher unter die Lupe nehmen, klären wir erst mal schnell, was sich hinter dem Dialer verbirgt. Sie haben eine Ahnung? Ein Prickeln im Haaransatz? Es liegt Ihnen auf der Zunge? Richtig geraten, der Dialer stammt von der Global Netcom, Geschäftsführer Bernhard Syndikus, Anwalt und Kanzleipartner in der Kanzlei Gravenreuth & Syndikus.

Dem aufmerksamen Leser ist vielleicht aufgefallen, dass die Seite mit den versteckten Suchbegriffen die Bezeichnung „353.html“ trägt und da bin ich auf die spontane Idee gekommen, doch mal eine andere Nummer im Browser einzutippen, z.B. „100.html“ und siehe da, da geht eine Seite auf, die genau wie die erste ausschaut, nur hat sie andere versteckte Suchbegriffe. Da steckt doch Methode drin, denke ich, und versuche weitere Nummern und immer das gleiche Prinzip: jede Nummer, die ich eingebe öffnet eine neue Seite, die mit anderen versteckten Suchbegriffen versehen ist und zum Dialer-Download unter www.p2p.tm führt. Schließlich beschließe ich den Computer zu Hilfe zu holen und die Seiten automatisiert durchzuarbeiten. Sage und schreibe 1722 Seiten findet (und speichert) mein kleines Dienstprogramm am 22.2.04. Als versteckte Suchbegriffe werden geschützte Markenzeichen/Titel verwendet (u.a. Nokia, Microsoft, Linux, Magix, DivX, Google, Norton, Palm, Adobe, Harry Potter, Gina Wild, Prince of Persia). Daneben gibt es generische Suchbegriffe für Sex, Warez, alle Musikrichtungs-Begriffe und Film-Genres. Und dem neuen Trend zur Abzocke in „weichen“ Zielgruppen folgend auch Suchbegriffe wie „spiel kind“, „pokemon“, „nintendo“, „gameboy“ oder „kindergeburtstag“. Der Brockhaus führt aus: Beim Suchmaschinen-Spamming nutzt der Spammer die automatisierten Methoden der Suchmaschinen zum Ranking (d.h. zur automatischen Bewertung von Suchergebnissen nach ihrer Relevanz). Die Maschinenbetreiber definieren bestimmte Merkmale von Webseiten, um die Relevanz einer Seite bezüglich eines bestimmten Suchbegriffs festzulegen. Überschriften und Seitentitel eines Dokuments repräsentieren beispielsweise zentrale Inhalte und werden entsprechend gewichtet. Häufiges Vorkommen eines Worts ist ebenfalls ein Kriterium dafür, dass sich ein Text intensiver mit einem Thema befasst und daher an einer vorderen Position in den Trefferlisten stehen sollte. Dementsprechend kann Spamming in einer massenhaften Wiederholung sog. Schlüsselwörter bestehen […]. Verbreitet ist auch sog. Blindtext (d.h. Text in der gleichen oder einer ähnlichen Farbe wie der Hintergrund), der normalerweise nicht sichtbar ist und in dem sich ebenfalls bestimmte Begriffe mehrfach wiederholen. Masse und Inhalte vortäuschen soll die automatische Erstellung einer Flut von (fast) identischen Webseiten, die von der Suchmaschine allesamt indiziert werden und das Ranking des Anbieters verbessern sollen; oft bestehen diese Seiten praktisch nur aus Metatags und Schlüsselwörtern, ihre Funktion ist es, den Besucher auf die Seite mit den eigentlichen Informationen weiterzuleiten. [© Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim, 2004].

Jörg Dudzinski ist Experte im Suchmaschinen-Spamming. Aber seine Seiten führen den Besucher nicht auf „die Seite mit der eigentlichen Information“, sondern nur zu einem einzigen Ziel: einem Dialer der Firma Global Netcom, Geschäftsführer Bernhard Syndikus, im Hauptberuf Anwalt der Kanzlei Gravenreuth und Syndikus. Jörg Dudzinski ist nicht nur Dialer-Kunde bei Bernhard Syndikus, er lässt sich von der Kanzlei Gravenreuth und Syndikus auch rechtlich vertreten. Wie bitte? Der selbsternannte strahlende Ritter wider den Spam, Freiherr von Gravenreuth, der wegen einer einzigen unerwünschten SPD-eCard bis vors OLG zog und wegen dieser einen Mail mindestens drei Pressemitteilungen verbreitete, der seinen Provider wegen eines unerwünschten Newsletters abmahnte und deswegen (wenn auch vergeblich) bis zum OLG zog, der gnadenlose Abmahner unerwünschter Werbemails — der vertritt professionelle Spammer? Natürlich nicht! „Da war ich nicht Sachbearbeiter“, meint er lapidar und zum Treiben seines Syndikus Syndikus mag er sich im Heise-Forum nicht weiter äußern.

Dudzinski betreibt noch weitere Webseiten im Umfeld von Warez (Raubkopien) und Hackern. Unter www.warez.biz, www.piratos.de und www.hacker-spider.de findet sich der „Piratos-Dialer“, der zur Abwechslung mal von Global Netcom, Geschäftsführer Bernhard Syndikus stammt. Über Dudzinskis Vorgeschichte unter dem Pseudonym „hyro“ und die Verbindungen zu Frank „consiliere“ Dümpelmann und Randolph „gulli“ Jorberg (alle drei werden von Gravenreuth betreut) muss ich bei Gelegenheit einen eigenen Artikel schreiben, bis dahin sei auf den taz-Artikel „Hacker haben Zocken gelernt“ von Günter Berger verwiesen (Link im Quellenverzeichnis).

Zurück zu den Suchmaschinen-Spammern. Ein solcher ist auch Mario Dolzer. Der Mann ist ein Tüftler und hat eine Passion: die perfekte Manipulation von Suchmaschinen. So zumindest äußert er sich in verschiedenen Diskussionsforen, z.B. www.dialerforum.de (das wird — nebenbei bemerkt — von der Consiliere New Media, Geschäftsführer Bernhard Syndikus, betrieben). Auch Mario Dolzer führte die myvideomedia-Marke von Günther Etlinger in seinem Suchwort-Katalog. Im betreffenden Domain lassen sich über 1300 Spam-Seiten finden, die alle auf eine einzige Seite weiterleiten: www.web-url.de und auf dieser Seite gibt es wieder nur eins zu finden: den Download des „Download Central“-Dialers und der stammt — hätten Sie’s gewusst? — von der Global Netcom, Geschäftsführer Bernhard Syndikus. Auch die Download-Webseite web-url.de ist auf Global Netcom eingetragen — Dolzer ist hier also tatsächlich nur der Suchmaschinen-Zuträger. Das aber gründlich, denn das Prinzip hat er auf eine Vielzahl von Domains übertragen, knapp 900 sind mir bekannt! Viele dieser Domains und Webseiten verletzen Markenrechte (eine Webseite mit einer Übersicht dieser kritischen Domains findet sich im Quellenverzeichnis). Es ist zwar unmöglich zu überblicken, aber mit Stichproben aus über 50 der Domains habe ich eine Gesamtzahl von bis zu 1 Million irreführender Webseiten geschätzt, für die Dolzer verantwortlich zeichnet. Nach Anzeige der irreführenden Webseiten bei einigen grösseren Markeninhabern sind betreffende Seiten rasch vom Netz gegangen – etwa mit Nokia-Suchbegriffen. Rechtlich vertreten wird Mario Dolzer mit seiner Firma Universal Boards dabei von der Kanzlei Gravenreuth und Syndikus (ja, der Gravenreuth der angeblich so vehement gegen Spam kämpft). Und zur Kanzlei hat Dolzer es nicht weit — er residiert im Nachbarhaus, München, Schwanthaler Strasse 5.

Die Dialer-Anbieter sehen sich seit der Gesetzesnovelle vom November 2003 nun vor dem Problem, dass die Dialer nicht mehr ganz so unbemerkt an den Mann zu bringen sind, wie sich die Dialer-Anbieter das wünschen. Auch wenn man bis zum dritten OK alles als kostenlos deklariert und der Preis erst in letzter Sekunde sichtbar wird, auch wenn das Wort Dialer niemals ausgesprochen wird, sondern immer nur vom kostenlosen Zugangsassistenten die Rede ist: der etwas fortgeschrittene Anwender wird den Dialer erkennen und vermeiden. Und deshalb müssen neue Zielgruppen her: Internetanwender die sehr unbedarft sind und kein technisches Verständnis mitbringen, oder Internetanwender, die sehr jung sind. Auf die Erschliessung solcher Zielgruppen hat sich die Firma „ISAS“ in Büttelborn spezialisiert: „Inzwischen sind wir in allen möglichen Bereichen im Internet vertreten. Bei allen unseren Projekten haben Sie die Möglichkeit Geld zu verdienen. Dabei spricht jedes Projekt eine andere Zielgruppe an. Unsere Projekte sind unter anderem für Sumaoptimierer durchaus interessant. Wir decken alle möglichen Nischen ab.“ Sumaoptimierer steht hierbei für Suchmaschinenoptimierer, ein Euphemismus für Spammer. Wie diese Nischen aussehen, zeigen die betriebenen Domains: www.hausaufgaben.de, www.malvorlagen.de, www.rauchen.de, www.translator.de und viele viele mehr. Ob Sie Informationen zu Fahrschule, Referate, Babynamen, Tierheime, Versicherungen, Brautberatung, Lebenslauferstellung oder IQ-Tests suchen — Ihre Chancen sind hervorragend dabei auf sumaoptimierte Fangseiten mit folgenden Eigenschaften zu geraten: Es gibt einen Dialer, der 1,86 Euro pro Minute kostet. Im Impressum steht die Firma ISAS (Schmidtlein) oder Jörg Dudzinski. Domain-Inhaber ist Walter Temmer in Österreich oder Jörg Dudzinski. Admin-C ist die Kanzlei Gravenreuth & Syndikus. Partnerprogramm und Dialer stammen von Global Netcom (GF Syndikus) oder Mainpean (GF Richter). Es gibt auch Cross-Konstellationen, z.B. www.translator.de wird betrieben von ISAS, die Domain gehört Temmer. Die identische Seite www.gratis-translator.de wird auch von ISAS betrieben, aber die Domain gehört Dudzinski. Als Grundlage für diese neue Generation von Dialern speziell für „weiche“ Ziele werden in der Regel bereits eingeführte kostenlose Webseiten aufgekauft und dann der Dialer vorgeschaltet. Und das ist besonders fies, weil viele Anwender auf den betroffenen Sites natürlich schon früher zugange waren und deshalb keinen Argwohn schöpfen, wenn sie nun plötzlich den kostenlosen Zugangsassistenten mit OK bestätigen sollen (der dann aber 1,86 Euro in der Minute kostet).

Was ich in diesem Artikel skizziere ist wieder nur die Spitze eines Eisbergs. Die Domains sind Zufallfunde, die Dunkelziffer dürfte erheblich höher liegen und manche Gravenreuth-Syndikus-Mandanten der Szene habe ich noch nicht einmal erwähnt, weil meine Recherchen noch nicht ausreichend gediehen sind. Eines wage ich schon jetzt zu prophezeien: in Kürze wird erneut eine Gesetzesnovelle notwendig werden. Und bis die durch ist wird verdient — getreu dem Gravenreuth-Motto: „Was nicht verboten ist, ist erlaubt“.

Wie ist die Geschichte für Günther Etlinger ausgegangen? Er hat sowohl Dolzer (Universal Boards) als auch Dudzinski (Hyro Mediaservice) abgemahnt. In beiden Fällen bekam er Post von Bernhard Syndikus — in seiner Funktion als Anwalt und rechtlicher Vertreter der Abgemahnten (nicht als deren Dialer-Provisionsvergüter — logisch). Dolzer hat eine Unterlassungserklärung abgegeben, ohne Anerkennung einer Rechtspflicht und ohne Anerkenntnis der Abmahnungskosten. Die beanstandeten Seiten verschwanden umgehend. Im Falle von Dudzinski stellte sich Syndikus dumm, die beanstandete Domain gehöre nicht Dudzinksi und dieser sei auch in anderer Branche tätig. Wie praktisch es doch ist, die Spam-Seiten als Subdomain eines Domain-Inhabers im Ausland zu betreiben, denke ich still, als ich den Syndikus-Brief lese. Die beanstandete Seite ist bis heute online – als Nummer 353 von 1722 und aus nichts anderem bestehend als einem fremden Markennamen und einem Dialer-Link.

 Quelle und weiterführende Verweise:

27.06.2002 / taz

14.05.2003 / PC-Welt

15.05.2003 / intern.de

14.11.2003 / kino.de

14.02.2004 / Onlinekosten.de

15.02.2004 / Onlinekosten.de

17.02.2004 / Onlinekosten.de

23.01.2004 / Onlinekosten.de

23.01.2004 / Der Tagesspiegel